Die Hirnforschung nimmt in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Verlauf. Moderne Technik ermöglicht immer bessere Verfahren, um menschliches Denken und Fühlen zu erforschen. Neben dem Nutzen der Ergebnisse für die Medizin steht auch das Wissen um die Individualität eines jeden von uns an zentraler Stelle. Warum sind einige von uns erfolgreich und beliebt, andere stehen beruflich und privat eher im Hintergrund? Auskunft darüber kann eine Biostrukturanalyse geben, mithilfe des STRUCTOGRAM®-Trainings. Fragen dazu beantwortet Lili Lindemann, seit 2014 Trainerin in Nordrhein-Westfalen.
Worauf beruht dieses spezielle Training?
Es kommt auf die individuelle Arbeitsweise unseres Gehirns an. Jeder von uns verfügt über das Stammhirn – den Sitz der Instinkte und Lebensgefühle –, das Zwischenhirn (Limbisches System) – hier angesiedelt die Selbstbehauptung und Emotionen – und das Großhirn, verantwortlich für das Rationale, die Voraussicht sowie geplantes Handeln. Welche Hirnbereiche wie stark wirken, unsere Persönlichkeit ausmachen, das ist zu 50 bis 60 Prozent genetisch vorbedingt, seit dem Moment der befruchteten Eizelle. Allein die verbleibenden Prozente sind variabel und zu beeinflussen.
Das geschieht durch unsere Erziehung im Elternhaus und die Prägung im Lebensverlauf. Haben wir Glück und stimmt unsere persönliche Struktur mit der genetischen Veranlagung überein, werden wir in Familie und Beruf zufrieden und erfolgreich sein. Wenn nicht, hilft es zu wissen, worin die Diskrepanzen begründet sind und wie man damit umgehen kann. Dabei hilft die Biostruktur-Analyse, die kein psychologischer Test ist.
Wie geht die Analyse vonstatten?
Es wird davon ausgegangen, dass jeder Erwachsene selbst am besten in der Lage ist, Auskunft über seine Eigenarten zu geben, also über Handlungen, Reaktionen, Vorlieben, Abneigungen, Wünsche und Ängste. Das Structogram ist ein dafür wissenschaftlich erarbeitetes Fragesystem, bei dem die Antworten auf das Stamm-, Zwischen- oder Großhirn hinweisen. Die Zusammenfassung der Ergebnisse zeigt die Dominanz eines Hirnbereichs und dessen nächste »Partner«.
Was leitet sich daraus ab?
Es ist die Grundstruktur der jeweiligen Persönlichkeit zu erkennen. Dominiert das Stammhirn, ist man gefühlsbetont, ein Teamplayer, sucht die Nähe des anderen, handelt vorwiegend aus Erfahrung (aus dem Bauch heraus). Hat das Zwischenhirn »das Sagen«, geht es um Emotion (mag ich, mag ich nicht) Autorität, Überlegenheit, schnelles Entscheiden (Ja oder Nein), rasch zum Ziel kommen.
Denken, Strukturen benötigend, Distanziertheit, auch Verschlossenheit, Perfektion – das ruft der hauptsächliche Einfluss des Großhirns hervor. Dementsprechend herrschen die Hormone vor. Beim Gefühlsmenschen das Oxytozin oder Kuschelhormon, Adrenalin oder Stresshormon bei dem Impulsiven und Melatonin oder Schlafhormon beim rational Veranlagten.
So einfach?
Wie hilft mir das weiter?
Es haben nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung ein ausgewogenes Einflussverhältnis der Hirnbereiche. Neben dem eindeutigen Vorherrschen eines Bereichs, gibt es aber auch doppelte, gleichwertige Dominanzen. Ebenso bestimmend ist die Reihenfolge der Anteile. Insgesamt zeigen sich 412 Varianten.
Der Weg, über diese Ergebnisse zur Selbstkenntnis zu gelangen, besteht dann in der Interpretation sowie im Abgleich mit den eigenen Lebenserfahrungen. Also, ja ich bin eher ein grübelnder oder stimmungsgeladener oder sehr mitteilsamer Mensch. Das ist mir in die Wiege gelegt, damit muss ich umzugehen lernen. Man weiß nun aber auch, warum einem manches partout nicht liegt, man eben kein Dauerlächler ist, körperliche Nähe oder zeitraubende analytische Tätigkeit nicht mag. In den Trainings zeigt sich immer wieder, wie dieses Wissen zum Verstehen von Beziehungsproblemen oder Hürden im Beruf anregt. Das wiederum führt zu realistischeren Zielen, mehr Toleranz, Gelassenheit, psychischem und physischem Wohlempfinden.
Dieser Beitrag ist als Artikel in der Zeitschrift „Kopf-fit“, Ausgabe März 2016 erscheinen. (Download: Kopf_Fit_2016-03.pdf)